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Christine Büchl

Dipl. Soz. Päd., Paartherapeutin, NLP

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TIPPS FÜR DAS PAAR

23. Männer wünschen sich anders Kinder als Frauen

Eine Frau wünscht sich ein Kind körperlich und voller innerer Sehnsucht. Ein Mann hat eher Bilder im Kopf, was er mit dem Kind alles machen wird. An diesem Unterschied scheitert manchmal die Kommunikation des Paares. Wenn Frauen sich beklagen, dass ihr Mann nie über den Kinderwunsch spricht, stellen sie manchmal einfach nur die falschen Fragen. Viele Männer haben derweil die Tendenz, nicht über „ungelegte Eier“ zu sprechen.

Erlauben Sie sich deswegen, Sie selbst zu sein – und erlauben Sie Ihrem Partner anders zu sein.

Und: Schließen Sie nicht automatisch von sich auf Ihren Partner.

 

24. Sexualität: Use it or lose it

Sex ist ein sehr feiner Seismograph für die Beziehung und für die jeweilige Befindlichkeit beider Partner.

Guter Sex bedeutet sich gemeinsam zu entspannen, einander zu verinnerlichen.

Eine wichtige Voraussetzung ist dafür, dass man sich selbst begehrenswert findet.

Die moderne Sexualtherapie stellt folgende Aspekte in den Vordergrund:

  1. Jedes Miteinander-Schlafen stärkt Bindung und Intimität.
  2. Wer weniger Sexualität will, hat die Kontrolle (vgl. David Schnarch, 2011).
  3. Sexualität in längeren Beziehungen entwickelt sich „von der Wollust zur Wohllust“ (vgl. Volkmar Sigusch).
  4. „Slow sex“ und „soul sex“ sind neue Trends.

Sterilität, also Unfruchtbarkeit, stellt Sexualität auf eine harte Probe. Fast alle Kinderwunschpaare kommen auch in eine sexuelle Krise.

Was passiert dabei? Das Nichteintreten einer Schwangerschaft „entwertet“ die Sexualität. Viele Kinderwunschfrauen drücken aus, dass „es“  sowieso nichts bringt (außer vielleicht um die Zeit die Eisprungs). Trotz einer Trennung von Sexualität und Fortpflanzung (Stichwort Pille oder auch IVF) scheint beides in unseren Köpfen doch noch eng verbunden zu sein.

Ein zweiter Krisenfaktor ist, dass bei wiederholten IVFs/ICSIs  viele Eingriffe und Manipulationen im intimsten körperlichen Bereich der Frau stattfinden. Einige Frauen können dies von ihrem sonstigen körperlichen Erleben abspalten, andere nicht. Bei ihnen entsteht dann ein Ruhebedürfnis – und der Wunsch nach intimer Unberührtheit.

Zum Dritten gibt es kaum eine Frau, die in der Wartephase Sex haben will, damit eine mögliche Einnistung nicht gefährdet wird. Dies ist sachlich falsch, „psycho“- logisch jedoch wichtig.

Jedes Paar kann sich aktiv dafür entscheiden, Sexualität wieder in Gang zu bringen. War Sex in der Beziehung schon immer schwierig, wird es in Kinderwunschzeiten noch komplizierter.  War die Sexualität vor dem Kinderwunsch gut, fällt der Weg aus der Lustlosigkeit zumindest leichter.

„Use it or lose it“ bedeutet in diesem Zusammenhang:

  1. Kommunikation über Sexualität.
  2. Achtsamkeit für die eigene körperliche Attraktivität.
  3. „ Vielleicht“ oder „mal schauen“ statt „nein“ zu sagen.
  4. „Slow Sex“ mit viel Berührung und ohne „Orgasmusdruck“.
  5. Raus aus dem Alltag und „Paarinseln“ schaffen.

 

25. Drohende Schieflagen

In einer funktionierenden Paarbeziehung stehen beide Partner in einem relativ gleichwertigen Verhältnis zueinander. Unerfüllter Kinderwunsch als Problem ist jedoch stark genug, um diese Balance zumindest phasenweise aufzumischen.

Paartherapeuten machen folgende Kurzdiagnostik bei einem Paar (vgl. u.a. Hans Jellouschek):

  1. Wo steht die Frau / wo steht der Mann bei jedem der drei u.g. aufgeführten Gegensatzpaare?
  2. Wer von beiden Partnern geht mehr in Richtung Nähe, wer mehr in Richtung Distanz?
  3. Wer ist mehr der Gebende, wer der Nehmende?
  4. Wer ist eher der Starke, wer eher der Schwächere?

 

Beispiel für eine Selbsteinschätzung eines Paares:

Selbsteinschätzung eines Paares

 

Wer von beiden Partnern besetzt welchen Pol, heißt es in der Sprache von Psychologen.

Mögliche Interpretation des Beispiels:

  1. Beide Partner stehen nahe zusammen. Jedoch gibt es wenig autonome Bereiche.
  2. Der Mann gibt der Frau viel. Wie geht es ihr, wenn häufig sie diejenige ist, die sein Aufbauen annimmt?
  3. Die Frau fühlt sich (durch den Kinderwunsch?) schwach. Wie geht es dem Mann, wenn er ständig stark sein muss? Damit er Schwäche zeigen kann muss sie stärker werden.

Wenn Sie in chronischer Schieflage sind brauchen Sie externe Hilfe und Moderation – vorausgesetzt Sie möchten an diesem Zustand etwas ändern. Die einfachste und absolut positivste Lösung der Schieflage ist (vorübergehend, aber auch oft dauerhaft) der Eintritt einer intakten Schwangerschaft.

Häufige Konstellationen bei längerem unerfüllten Kinderwunsch und nach Misserfolgen sind:

  1. Die Frau geht auf Distanz zu ihrem Mann und zieht sich in sich selbst zurück.
  2. Der Mann man war schon vor immer der Distanziertere in der Beziehung. Der Kinderwunsch katapultiert nun beide Partner in Richtung Distanzpol.
  3. Der Mann erscheint immer stärker, die Frau immer schwächer.
  4. Die Frau wird durch die Behandlung, die sie ja unter Einsatz ihres Körpers „gibt“, noch mehr zur Gebenden, als sie es vielleicht schon zuvor war.

 

26. Wenn der eine unten ist, ist der andere oben

Dieses Prinzip stellt auf wunderbare Art und Weise gegenseitige Unterstützung in der Paarbeziehung sicher.  Der Zuwendung gebende Partner kann seine eigenen Emotionen zurückstellen, um den Partner zu helfen, dem es gerade nicht geht. Viele Kinderwunschmänner sind gute Aufbauer und Mutmacher für ihre Frau.

Doch genau darin bzw. in einer dauerhaften Fehlverteilung der Unterstützung kann auch das Problem liegen:

  1. Der Schwache (bzw. häufig die Schwache) wird immer hilfsbedürftiger. Ihr bereits angeschlagener Selbstwert sinkt noch weiter. Diese Konstellation wird in der Paartherapie oft als Pfleger und Pflegling bezeichnet (vgl. Paarkollusionen bei Jörg Willi).
  2. Der starke Partner verliert den Zugang zu seinen eigenen Gefühlen, da er ständig mit den Gefühlen des anderen beschäftigt ist. So kann es mit der Zeit gut sein, dass der Mann keine Antwort mehr auf die Frage weiß, wie es ihm mit der ungewollten Kinderlosigkeit geht.

 

27. Stressbewältigung

Tendenziell haben Männer und Frauen unterschiedliche Mechanismen, um Stress zu bewältigen. Frauen reagieren auf Stress gern mit obsessiven Gedanken („Was kann man noch machen?“, „Warum klappt es bei mir nicht?“) und Dauerschleifen von Zweifeln und negativen Erwartungen im Kopf. Diese reden Sie sich dann oft von der Seele.

Männer bewältigen unlösbaren Stress eher durch wegdrücken und wenig daran denken.

Grundsätzlich gilt bei Kinderwunsch: „Einen Teil bewältige ich alleine, einen Teil bewältigen wir zusammen.“ Diese Einstellung schützt die Beziehung und den stärkeren Partner vor Überforderung. Es ist eine klare Definition der Innengrenzen eines Paares.

Ungünstige Ausschläge gibt es in zwei Richtungen:

  1. Das leistungsorientierte Paar

Beide Partner sind beruflich erfolgreich, wissen aber nicht, wie sie Scheitern, Angst und Zweifel ihrem Partner kommunizieren können. Diese Paare können sich über das „Machen“ austauschen, jedoch nur wenig über Gefühle. Zwangsläufig führt dies dazu, dass jeder Partner viel alleine bewältigen muss.

  1. Das symbiotische Paar

Dazu gehört oft ein sehr um seine Frau besorgter Mann und eine ängstliche Frau. Beide machen den Kinderwunsch zum gemeinsamen Hauptthema und schotten sich nach außen ab. Diese Paare versuchen zu viel zusammen zu bewältigen. Es fehlt an frischem Wind, an Autonomie und an einer Korrektur durch die Außenwelt.

Das Schöne an Partnerschaft und an Bindung ist, dass die meisten Paare instinktiv den richtigen Mittelweg für sich finden und sich ständig neu anpassen.

 

28. Wer sich austauschen kann, kann viel zusammen aushalten

Qualität von Kommunikation geht vor Quantität: Manchmal ist weniger mehr. Gerade bei unerfülltem Kinderwunsch verfallen manche Paare in die Gewohnheit, das Thema ergebnislos zu zerreden. Viele Ungewissheiten und unterschiedliche Chanceneinschätzungen führen dazu, dass sich das Paar im Kreis dreht.

Irgendwann ist aber einfach alles gesagt und auch alles getan, was Sie heute tun können.

Zwei Dinge sind an dieser Stelle wichtig:

  1. Finden Sie als Paar Ihre individuelle Balance zwischen dem Redebedürfnis der Frau und dem Ruhebedürfnis des Mannes. Diese Balance justiert sich bei neuen Anforderungen oder der Kinderwunschbehandlung neu.
  2. Paare stecken sich sehr schnell gegenseitig mit Gefühlen an. Zu viel „darüber“ zu reden kann also leicht zu einer emotionalen Verschlimmerung führen. Denn das, worauf Sie Ihre permanente Aufmerksamkeit richten, wird mehr.

Manche Paare praktizieren phasenweise ein formalisiertes Zwiegespräch (vgl. Michael Lukas Moeller). Dabei wird zu einem festen Zeitpunkt einmal pro Woche mit Zeitbeschränkung über die Beziehung und über das Kinderwunschthema gesprochen.

 

29. Vermeiden Sie Killerphrasen

Manchmal gelingt es Partnern erstaunlich schnell, den roten Knopf beim anderen zu drücken. In die kommunikative Sackgasse steuern Sie ziemlich sicher mit den Worten „immer“, „nie“ oder „typisch“.  Überspitzt formuliert: „Es ist typisch für Dich, dass Du immer nur an Dich denkst und nie an mich.“ Bei diesen Reizworten macht Ihr Partner innerlich zu.

Auch Kritik sollte besser auf der Verhaltensebene als auf der Identitätsebene geäußert werden. Also nicht: „Du bist der größte Vermeider vor dem Herrn.“ Sondern: „Ich möchte, dass Du morgen im Kinderwunschzentrum anrufst.“

 

30. VW-Regel in der Paarkommunikation

Die VW-Regel in der Kommunikation besagt „Vorwürfe in Wünsche“ verwandeln. Vergessen Sie gerade bei heiklen Themen frühere „typische“ Verhaltensweisen Ihres Partners – und sprechen Sie nur über die Gegenwart oder die nahe Zukunft.

Idealerweise wird ein Wunsch ohne Negation formuliert.
Vermeiden Sie zu sagen: „Ich möchte nicht, dass Du in der Wartephase schon wieder so viele Termine machst.“
Sondern formulieren Sie den Satz positiver, damit Sie bei Ihrem Mann eher Gehör finden: „Mir ist es sehr wichtig, dass du dieses Mal in der Wartephase möglichst oft bei mir zu Hause bist.“